2008-03-14 12:21
von dem berge
es sollte wieder party geben. der flyer sagte "goa auf dem berg" und damit war auch alles klar. da unser kleines städtchen nur einen berg, respektive hügel, vorweisen konnte, gab es auch nur einen ort an dem ich heute die nacht verbringen würde. die wolken hatten sich am frühen abend endlich begonnen zu lichten, sodass ich mich in leichter euphorie, fast tanzend, auf meinem rad zur mitternacht auf den weg machte.
die straßen waren leer, wie es sich für eine sonntag nacht gehörte. auch keine polizeiwagen in grün oder blau begegneten mir unterwegs. und die luft war noch warm. ich hatte nur das mindeste dabei: tabak, einen dünnen mantel, eine flasche wasser und ein feuerzeug. am park, der den berg umgibt, stellte ich mein fahrrad ab und ging zu fuß weiter. dunkelheit umfing mich. und seltene stille. lediglich die zwei kilometer entfernte autobahn, die unsere stadt umgab wie die schlinge den zu hängenden und sie so mit der welt verband, ermahnt ab und an mit donnerndem getös', dass sie noch da war. wege hinauf gab es viele. so oft war ich sie schon gelaufen, bei tag und bei nacht. es gab die großen breiten, wo die familien mit ihren fahrrädern fuhren. es gab die kleinen verschlungen, wo man dir einzelgänger traf und immer mal wieder ein fröhliches paar, es zumindest ganz nah hörte. und es gab die geheimen, die man auch selber schuf, wenn man wie ich permanent auf der flucht vor der langeweile alle kombinationen der vorhandenen wege ausgeschöpft hatte. auf einer winzigen lichtung, kurz bevor es steil bergaufgehen würde, setzte ich mich auf den alten klobigen zaun aus stahl und drehte mir eine zigarette. langsam genoss ich jeden atemzug dabei. irgend etwas war anders heute. es bestand in meinem inneren nicht der sonst übliche drang, kein ziehen zur musik zum tanz hin. vielleicht war ich sogar nur hier aus gewohnheit. aus der selben aus der ich gerade die fertiggedrehte entzündete. der kleine freie flecken himmel über mir strahlte fast im dunklen blau. kein stern war dort zu sehen. ein sonderbares gefühl hinterließ diese stelle in mir. ein unverstanden sein. eine ahnung von dem was wirklich war. mit einem mal wurde der wald unheimlich. ich steckte den tabak ein und machte mich mit noch halber zigarette auf den weg. ein gefühl nicht allein bleiben zu können trieb mich an. der leere fleck im himmel hatte den leeren ort in mir gesehen. dabei dachte ich ihn so gut versteckt gehabt zu haben. an der nächsten kreuzung eines der großen wege verließ ich meine geheime route, zu geheim schien sie mir nun, daß man mich wahrscheinlich erst nach tagen gefunden hätte. die bewegungen der bäume schienen plötzlich drohungen zu sein, die falsche wahl getroffen zu haben für heute abend. meine schritte beschleunigten sich immer weiter. und als ich mich schon kurz vor dem ziel, der kuppel des berges, wähnte, mußte ich feststellen, daß ich keine musik hörte. auch kein rauschen, daß die überlagerung der naturgeräusche, der musik, der gespräche und der autobahn hervorbrachte. es war still wie zuvor. nur ab und an, wie ein böser herzschlag schon fast im rhythmus, fuhr ein wagen die ferne autobahn entlang. ich blieb stehen. was sollte ich tun? zurück konnte ich jetzt in diesem moment nicht. doch die stille sprache nur eine unheimliche einladung aus weiterzugehen. warum war niemand hier? hatte ich das datum verwechselt. hatte die polizei schon alle weggeräumt? oder gab es seit kurzem doch einen neuen berg in dieser stadt? langsam setzte ich, mich zwingend doch mit wachsender neugier, einen fuß vor den anderen. die wenigen meter bis ich durch ein tor aus baumkronen den wald verlassen und auf die kuppel hinaustreten würde, wollte ich mit bedacht gehen. und mit offenen ohren. ich bog um die letzte ecke des weges und im hellen mondlicht lag sie da, die kuppel. so wie ich sie kannte. nur gänzlich leer. ich hatte nicht herausfinden können was passiert sein muß. aber wie sollte ich dies auch. mein kopf allein als mittel der ermittlungen taugte nicht viel. ich hatte eine nach der anderen geraucht und die fragen in meinem kopf gewälzt. um immer wieder zu erschrecken und zu hoffen, wenn ich ein geräusch aus dem wald vernahm. aber ich blieb allein. währenddessen war der doch noch mit sternen behangene himmel in weiten teilen von schwefelgelben wolken überzogen worden. sie kamen aus dem süden, wo sonst selten wolken über diese stadt herzogen. die leise ahnung, daß die stille der straßen auf dem hinweg und die des waldes mich zum einzigen noch bleibenden gemacht hatten, verflog wenn der herzschlag der autobahn einsetzte und kam zurück beim aussetzen dieses. irgendwann drückte ich die zigarette aus und machte mich auf den heimweg, der leere fleck in mir vergrößert um ein vielfaches. geworfen und getroffen durch autorin
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