2009-05-14 20:04
schillernd

es fing ganz langsam an. zuerst spuerte ich keine veränderung. ich schrieb mir noch ein paar dinge auf, die ich morgen erledigen zu können glaubte. versuchte ein bisschen intuitives schreiben. es passierte jedoch nichts. dann wuchs mehr und mehr beklemmung um mein physikalisches, ein gefühl von gefangensein in meinem eigenen körper. als es größer wurde wusste ich, ich bin dabei. die vom reiseleiter empfohlene stellung schien mir nicht angenehm, so legte ich mich flach auf den boden, den bauch zur decke, und schloss die augen.

ich spürte deutlicher als je zuvor die grenzen meines koerpers. wusste, im dunkel meines noch üblich stockenden gedankenstromes, wo meine haut aufhörte, wo der definierte nicht-ich-raum begann. irgendwann verstärkte sich der druck von innen besonders im brustbereich und ich meinte ein glühen bei geschlossenen augen zu sehen wo sich meine haut befand. ich sah an mir herab und im irrideszierenden türkis öffnete ich mein herz...

in tanzenden bewegungen drang das grün nach draussen. durch meinen solarplexus strömte die innenseite meiner mich ungebenden haut ins freie - blau. dann auch in rot und schwarzen farben. mein bisher leerer leib begann in sattestem gelb zu glühen und füllte mich aus während über meinem brustkorb das rot mit dem gruen, blau und schwarz bluetenblätter formte, die sich im tanz einer unhörbaren melodie bewegten. es wuchsen immer mehr von ihnen aus mir heraus und doch wurden es nicht zuviele. im ganzen raum sah ich leuchtend rund-geschwungene linien in tuerkis bis blutrot von mir ausgehend umherschweifen um letztendlich wieder in meinen solar plexus einzukehren. der imaginäre wind packte nun auch meinen physikalischen körper und ich begann liegend zu tanzen.

als ich spürte dass es zeit fuer einen stellungswechsel war oeffnete ich die augen. alles schien normal. er saß im lotussitz vor dem tisch, die augen halb geschlossen, ruhiges atmen. sie lächelte mich unter der bettdecke hervor an.
"alles in ordnung", fragten ihre augen.
"wunderbar", sagte mein mund. "ich war dort wo meine stundenblumen blühen."
in zeitlupe machte ich mich auf zu der nicht einmal zwei meter entfernten wand, an der ich die beine hochlegte, die hände auf meinem bauch verschränkte und das auge gottes mich vom fenster her anschauenlassend wieder in mich eintauchte...

aus dem jähen dunkel schien eine bewegung zu kommen. ich wartete. ein weisser punkt. als ich näher auf ihn zuflog sah ich, dass es sich um eine taube, eine weisse, gefroren in einem fenster aus zeit, handelte. zusammengesetzt aus 21 teilen eines gleichfarbigen, milchglasweissen mosaiks. es war warm hier. und ich erkannte die langsame, fast unschaubare bewegung der taube. ihre flügel schlugen leicht nach unten, während sich ihr ganzer körper amorph in den eines engels verwandelte, meines engels. und um ihn begannen spiralförmig weitere, bunte mosaikglasstein sichtbar zu werden und sich in wesentlich schnellerer bewegung um ihn zu drehen. wenn ich ein stück zurückflog vermeinte ich eine art sich wandelnder landschaft zu erkennen. aber es schien mir in diesem moment keinen sinn zu machen. ich flog wieder auf das bild zu und wollte auch nicht mehr bremsen. hinein flog ich, in die taube, in die brust meines engels.

ich wurde mir gewahr, als menschlicher körper in einem zimmer in einer gemeinsamen konstante, die wir gern realität nennen, und zuckte wild am ganzen leib. fast spastische stöße durchdrangen meinen körper. dennoch atmete ich normal und lächelte. also lies ich mich treiben. es würde sinn machen, was mit mir passierte. es würde irgendwann sinn machen...

sie war schon aus dem bett gestiegen, hatte tee gekocht. er rauchte eine zigarette, willkommen zurück lächelnd. ich setzte mich neben die beiden und sie begannen zu erzählen. ab und and fragte ich etwas, doch ich realisierte, dasz ich noch gar nicht zurück war. ich entdeckte meine linke hand. nur das sie nicht mehr zugehörig zu meinem körper schien. meine verstand wusste um die verbindung, doch das neue ich, der neue blick aus mir selbst, sah diese hand und lachte über ihre sonderbare gestalt wie ein kind. mit der rechten hand befühlte ich das neue organ und hatte schliesslich das immense gefühl mich auf die mir dargebotene handfläche legen zu müssen. das tat ich und schnurrte gemütlich.

wenig später drängte es mich zur toilette, wo ein tiefes, nie zuvor dagewesenes lachen mich schüttelte, grundlos scheinbar, und die mitbewohner und nachbarn ansteckte, obwohl es schon recht spaet geworden war im haus. es war einfach alles so wunderbar schön und gut. zum lachen bis ans ende aller tage tage.

auf dem weg nach hause, tanzte ich durch den wald. schwer beladen mit instrumenten war ich doch so leicht, dass ich mich wenige millimeter über dem boden wähnte. zum fuß einer alten esche ließ ich mich nieder, schaute auf zur mondin und erfrohr während ich auf den morgen wartet.

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