2009-10-07 12:20
ohne titel

ich sehe eine schneise in der wiese, die von horizont zuhorizont reicht. keine bäume, kein gestrüpp. das grün ist satt. die himmel eine ebene fläche. aus allen himmelsrichtungen der gleiche glanz. in dunkelblau, leichtes pupur beigemischt.irgendwo im augenwinkel eine strahlend gelbe quelle aus licht, die sich bewegt wie meine augen übers land streifen, niemals im focus meiner aufmerksamkeit.
die schneise birgt kein wasser, nur dunkler ist sie, das gras dort länger und fetter. direkt unter mir entdecke ich einen baum, kaum drei meter groß. mit lichter krone. ein kreuzung aus birke und buche, wie mir scheint. darunter sitzt – aus dem nichts aufgetaucht – ein kleiner herr mit glatze, schwarzem jackett, blauer hose und ohne schuhe. seine zehen scheinen mir überdimensional, besonders die große.
um nicht entdeckt zu werden sinke ich herab. die schneise liegt auf einem kleine wall, der baum mit dem sonderbaren herren steht leicht auf der einen seite. ich lasse mich auf dem scheitel der erhebung nieder, außerhalb des scheines, den das kleine feuerchen vor des glatzenträgers schoß auf die wiese und den stamm des baumes wirft. ich weiß nicht wer ich bin, noch was ich hier tun soll, doch fühle ich die geduld in mir ruhen und beobachte, wie der herr seine füße übers feuer hält und mit einem stöckchen zwischen seinen großen zehen rumstochert...

noch einiger zeit taucht ein zweites männches auf. glatze, blaue hose, keine schuhe, das jackett über die schulter gelegt. es steht kurz so, daß es mir das feuer verdeckt. dann setzt es sich links von mir aus gesehen an den baumstamm, daß jackett zu einer kopfstütze zusammengerollt.
eine sternschnuppe kreist um die szenerie. scheint mir nichts besonderes zu sein. überhaupt nehme ich diese skurille situation gelassen und unbekümmert hin. meine aufgabe scheint mir klar: sitzen und beobachten.

es vergehen einige stunden, in denen das feuer weiter brennt, in derselben intensität ohne nach neuem holz zu begehren. ein dritter herr taucht auf und ich kann mich des gefühls nicht verwehren es gewusst zu haben, ja gar darauf gewartet zu haben. er trägt dieselbe kleidung, nur der kleine roter aktenkoffer in seiner linken hand ist neu. und daß er nur eine halbglatze trägt, die von zerzaustem graublondem haar umgeben ist, das im plötzlich auftretendem wind wild herumfliegt. jetzt bin ich aufgeregt und um besser sehen zu können levitiere ich ein wenig. zwei meter über dem boden, immer noch außerhalb des feuerscheins, genügt, beschließe ich.
jetzt stehen die beiden ersten herren auf und stellen sich um das feuer, sodaß alle drei einen kleinen kreis bilden. die horizonte aller richtungen flackern auf, als ob vier sonnen aufzugehen gedenken und der dritter herr, gibt das rote köfferchen an den ersten. der öffnet es und dreht es zu herrn nummer zwei. sehr gut, da kann ich besser sehen, was drin ist. der zweite herr steckt beide arme tief in den koffer und holt eine alte, riesige schreibmaschine hervor. der koffer ist verschwunden und alle drei legen, die schreibmaschine, die sich irgendwie zu bewegen scheint auf das feuer, das nun seine farbe verändert. in grün-blauem licht löst sich die schreibmaschine unter knirschendem geräusch auf.

meine aufregung ist nun unhaltbar, mein herz rast, ich schwitze und kann nicht mehr ruhig in der luft stehen. irgend etwas ist gerade passiert, etwas bedeutendes, das ich nicht fassen kann, dessen bedeutung alles bisher erlebt unmessbar überschreitet.

ich wache auf. erleichtert. was für ein traum! ich halte meine nackten füße übers feuer und stochere wie gewohnt zwischen meinen zehen herum...

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update: 2015-11-13 12:20 

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