2009-12-12 18:48
in humanum somum
kein weg führt über die dächer zurück. man muss noch ein stück höher hinaus um das ganze wirklich zu sehen und begreifen zu können, was uns alle antreibt und zu dem macht, was wir momentan darzustellen versuchen. doch selbst ein solch scheinbar objektiver blicktwinkel kann getrübt sein. von tiefliegenden wolken, um bei der metapher zu bleiben. für den absoluten gesamtblickt bedarf es außerdem einer extremeren höhe, in der sich wiederum das auge fürs detail verliert.
was tun also als mensch der man ist? es gilt wohl etwas anderes zu erreichen als die trainierte objektivität, das ideal unerreichbaren mittelmaßes in seinem ursprünglichen wohlgemeinten sinne. nicht zu hoch, nicht zu tief. und dennoch immer wieder darüber hinaus. und frieden schließen. am ende mit sich selbst. weil kein anderer sonst wirklich da ist. aus kellerfenstern sieht die welt nun einmal gänzlich anders aus. was soll man da sagen. den kinder mit den kohlegesichtern? kommt raus da! und sie schauen zurück ohne reaktion, ohne verständnis. was weiß ich denn auch schon von der welt. nur weil ich hier draußen auf der straße stehe und schon einmal ein dach bestieg zu heiligen feiertagen. und andere sprachen gelernt habe und glaube sie wären so etwas wie echt in einer welt, wo man dinge anfassen kann und sie dennoch anders nennt wenn oder gar nicht kennt anderenorts. ich vergebe uns forschern die arroganz, die nebenwirkung extremer neugier, die keinen treibsand scheute. denn auch auch wir sind opfer des selben geist. der uns inhalt gibt. denn es ist immer dieses weitergehen, dieses machen, schöpfen, aus verborgenen quellen. vielleicht ist dieser antrieb tatsächlich nicht uns allen innewohnend. kein grundlegender trieb hinter allen biologisch-chemisch erklärbarem? vielleicht tun wir unrecht zu verurteilen anderer antrieblosigkeit? wer kann schon hineinschauen in die seelen jenseits der eigenen? einzig die auswirkungen von handlungen (einschließlich nicht-handlungen) ist uns forschern ein zeichen, eine andeutung für davor oder dahinter liegendes. ich vergebe unserer wut, die zum nächsten schritt drängt, die geduld vergisst und die möglichkeit zu warten auf nächste übersieht, nicht mehr wahrnimmt in ihrem anfänglichen wahn. ich kann sehen in ihren augen, ihre wünsche, die so konträr zu unseren scheinen. ich versuche ihre sprache zu lernen, doch sie sprechen nicht. ich spiele den animateur, doch der blick bleibt gleich ruhen. ich schlage sie, sie lassen es willig zu. ihre welt existiert weiterhin, im selben rhythmus. nur meiner kommt aus dem takt. ich habe mich selbst untergraben. und auf wackligen beinen verlasse ich die heilanstalt der zu rettenden. meine arroganz dreimal so schwer wie bisher auf den rücken gezurrt. fünf etagen und eine halbe. jede stufe schmerzt. jede stufe wiegt doppelt so schwer wie die davor. ich versuche mein endgewicht nicht zu errechnen auf dem einsamen weg. jetzt ist da schnee. auf den dächern. und leise hat der frost einzug gehalten. in unseren häusern. in unseren herzen schon längst. wir können warten bis frühling wird. vielleicht werden wir bis dahin überleben. oder wir gehen zu den kellerkindern und bitten um zwei eimer mit kohlen. geworfen und getroffen durch autor
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