2010-01-27 15:26
träume eines hedonisten

ich habe geträumt, von allen meinen träumen. sie hingen schwer an einer eisenkette vom himmel herab. und ein blaumann mit gelbem helm kletterte daran herum, rupfte teile aus, steck da und dort etwas irgendwo dazwischen. ich machte mir ein wenig sorgen um ihn, er war ohne sicherheitsseil unterwegs und es war nicht erkennbar wie tief es tatsächlich noch bis zu einer art boden oder so ging, da ich auf einem felsplateau stand und die traumtraube weit unten verschwand. war es nebel oder nacht, ich habe nicht hingesehen.
als ich dann aufwachte waren die dinge, besonders aber die menschen, noch immer traumgebilde. ich hatte das gefühl keinem einzigen normalen menschen zu begegnen, weshalb ich beschloss, dass ich immer noch träumte. ich ignorierte meinen hunger auf frühstück – in der realität bin ich kein frühstücksesser – und machte mich auf in die welt.

alles funktionierte wunderbar. die schlüssel in den schlössern, die haustüren, die automotoren, das tauschen von geld gegen wahren oder dienste. alles schien auch soweit in meinen erinnerungen verankert. kein grund zur oberflächlichen sorge. doch wenn man ganze tage weiß im voraus, was passieren wird – an der supermarktkasse, an straßenkreuzungen, in gesichtern, in städtischen winden – und telefonate mit fremden zweieinhalb stunden in die tiefe gehen, was ist da noch oberflächlich. und alles entrückt gemächlich dem innerlich nachgreifenden verstande, der nun zumindest ganz knapp nichts mehr zu fassen bekommt.
ich erfüllen meinen zweck, mehr oder weniger, auch nicht ganz freiwillig. und dann nehme ich zeit und drehe sie wie plastelina zwischen meinen fingern. das lösen aus den zwängen schmerzt immer wieder, doch genötigt bin ich. man verzeihe mir meine unmündigkeit in aller situation. es sind doch träume! wie soll ich die denn einfach so beeinflussen. und selbst solcherlei gedanken drehe ich ein in bunte kleine figuren, die zu essen es sich lohnt. vielleicht. entscheide selbst.

ich frage sie, ob sie mit mir nach hause kommt. eigentlich, ob sie mit mir kuscheln möchte, dass die nacht für keinen kalt sei. sie wird es sich überlegen. damit wechsle ich das zimmer, den ein riesiger kühlschrank ausfüllt. kein platz, kein nichts dort, außer einem raum, der aus einem weißen ding mit deckel… und stimmen. ich kehre zu ihr zurück, das ist weniger unheimlich. selbst da ihre antwort "aber wir können ja eine zusammen rauchen" ist. wer braucht schon gemeinsamen konsens zur kommunikation? nichts wird gesagt und alles ist doch schon gesagt, damit. ich schüttle leise den kopf und kehre zurück zu den stimmen. und alles wird weiß, und weißer, und ob das geht. bis ich tatsächlich aufwache, kurzzeitig, schluchzend. ich kann meine augen nicht öffnen, doch die realität dring tief durch meine augenlider. weiß bleibt weiß.
mit jedem morgen versuche ich neu zu starten, in der hoffnung endlich wirklich aufgewacht zu sein. ich nähre meinen glauben. ich kauf mir t-shirts und ziehe neue socken an, nur die haut im traum oder realen, steckt immer voll erinnerungen. wenn ich sie ganz leicht berühre spüre ich ein stechendes kribbeln. wie ein pilz, der blauwächst, und vergeht auf zungenlaibern. drücke ich fester kommen sie herausgequollen, gesprudelt. ich suche die erste hilfetasche, doch die wurde bei der letzten polizeikontrolle beschlagnahmt, wegen unvollständigkeit.
schwarze paste, algenblatt. geht auch. und hochhalten, schon verklären. gut gemischt und abgeschmeckt servieren. die vergangenheit schmeckt immer wieder gut.

ich halte kontakte. in diverse richtung, auf anderen ebenen und auf solchen, die ich auch schon kenne. versuche die vielen neuen geräusche zu verstehen, abzulegen unter "aha, keine angst!" und trinken neues wasser. meiner nase traue ich wieder mehr zu als mir selbst, doch sie weiß es auch besser, denn kein filter hindert sie im direkten eindruck auf mein großhirn. alle anderen sinne und überhaupt, kommt nie ganz dort an. versteht ihr? man beschneidet sich selbst. keine einfache biologie mehr, keine rationalismen, keine liebe.
es gilt zu spielen oder nach hause zu gehen. ich verstehe nicht warum oder was ich tun müsste, aber bisher bin ich nicht rausgeflogen. so muss ich in unkenntnis der spielregeln doch alles richtig gemacht haben. also nächste runde, sage ich mir, und nehme einen tiefen zug vor dem untertauchen.

[tonspur: "no longer" von laurent de schepper trio]

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