2010-02-10 10:29
zwei
du sagst, dass alles einem sinn entbehrt. du sagst, du weinst jede minute, die du uns ansiehst. vater und mutter haben dich geschunden. noch immer leckst du deine wunden und diese werden nicht weniger. jeden morgen, den du aufstehst, an dem du es schaffst dich in die welt zu begeben, ist dir ein kampf. und doch sprichst du von licht. sprichst von liebe.
du bist ein unverständlicher mensch. so viele gegensätze. zuviele. die dich unglaubwürdig machen. deine aussagen scheinen wie deine bipolarität, ein ständiger wellengang. kein wunder, daß die leute über dich lachen, dir nicht vertrauen oder deine motive nicht verstehen können. aber es ist schon klar, das ist auch teil des ganzen, der wahrheit, der ganzheit. nichts ist so wie es scheint. und yin und yang nicht vergessen! klar. die see hat ihre sich bewegenden täler. die winde wandern von hoch zu tief. du bist eine naturgewalt. und deshalb bist du auch allein. es lohnt sich nicht zu zweifeln. und der zweifel ist der motor, der uns vorantreibt. vielleicht hast du dies sogar an ein und demselben tag gesagt. vielleicht lag eine deiner angeblich schamanischen kiff-sessions dazwischen. oder das verlassenwerden einer frau. oder auch nur ein guter film. oder sex mit einer deiner zahlreichen geliebten, die angeblich nicht so zahlreich sind, jedoch sicher mehr als manchmal gut für dich ist. und sicher: keiner ist unter uns, der sich dem zwiespalt der dualität nicht schon einmal ausgeliefert gefühlt hat. der versunken ist zwischen den welten, der gekämpft hat zwischen den geschlechtern, dessen nacht zum tage wurde und umgekehrt. und keiner hat sich einsamer gefühlt als ein jeder in diesem einen moment, der sovielen noch bevorsteht. warum also nur glaubst du mehr zu wissen? warum denkst du richtig vorauszuschauen? was ist an deinem blickwinkel anders? und vor allem: was nützt es dir, schlägst du dich doch mit den gleichen geistern herum? wo ist dein fels? dein gefährte? dein boden der tatsachen? sind deine worte hülsen oder früchte? sind meine fragen bedeutsam oder vergeblich? wirst du mich lieben? auch wenn ich alt bin und nichts mehr tun kann gegen den gestank eines vergehenden körpers? ich sehe deinen mut. ich sehe deinen unbändigen willen. ich sehe dein vertrauen, so tief. und ich sehe in mir blumen wachsen, blaue blumen, die mich auzufüllen beginnen. die mir mut machen, dich zu fragen, die mir mut machen mich auf selbe augenhöhe zu begeben. und doch beschleichen mich die zweifel, immer wieder, immer neu. wer bist du denn, daß du solche stürme in mir entfachen darfst? habe ich dir jemals dazu die erlaubnis erteilt? und will ich das es aufhört, die bewegung, die das karussell beschleunigt? die farben beginnen zu verwischen. es wird nicht kühler, aber der wind - der keiner ist, weil nur stehende luft mich trifft in der neuen bewegung – macht mich frösteln. und ich fühle mein alleinsein soviel stärker als je zuvor. wirst du dasein? so wie du es sagtest? wird es kein verlassen mehr geben nach dem eintauchen? oder auftauchen? (muß ich vorher ausatmen oder die luft anhalten?) werden dort blumen blühen wie in mir? und menschen nackt & lachend meine arme berühren um mit mir zu fliegen? es gibt keine antworten mehr. denn alles ist schon gesagt. du wirst dein versprechen halten, weil es keine versprechen gibt. und das gute wird sein, weil die bewegung nie aufhört. und ich werde wissen, daß ich nichts weiß. und lächelnd sterben. geworfen und getroffen durch autorin
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