2010-02-12 17:57
möglichkeiten

gestern noch trug ich den duft zweier frauen an mir und wähnte mich ein glücklicher mann. doch schon zu diesem zeitpunkt war der fall absehbar. heute liege ich in warmen wogen bei fakellicht und höre meinen atem nicht mehr, obgleich unendliche stille meine innkehr begleitet. und dennoch sind es nur die kleinen, unerlösenden tode durch meine rechte hand, die einer abkehr allen illusorischen seins am nächsten kommen.
nichts zieht es mehr hierher von allein. keinen gefährten, keinen zufall, keinen gott. ich throne in meinem dachgeschoßhalbschloß und verstecke mich wieder einmal vor dem tageslicht. und die erinnerung an die freude ein vampir unter euch zu sein schwindet mit jedem weiteren wassernachlassen unter null.
entscheidungen will die welt von mir heuer. entscheidungen, die ich nicht mehr treffen kann und deren konsequenzen unübersehbar offen vor mir liegen, die trotzdem kein verständnis hervorrufen können. ich drehe die kirchturmuhr auf eine virtuelle zeit, aufziehen oder batterien wechseln würde wenig sinn machen. ich spreche auf maschinenmenschen ohne willen, ohne antwort. und ich werfe meinem vater vor: wenn du enkelkinder haben willst, hättest du töchter zeugen sollen. jetzt nehmen dir die töchter anderer die sicht auf die nächste generation.
das gefühl mehr getan haben zu können und dabei zu wissen, daß tatsächlich nichr mehr drin war, daß ich deninitiv das beste gegeben habe, läßt mich aufblicken, wenn das fenster mal wieder ruft. und ich erinner mich…
so viele parties, so viele unerfüllte träume, kurze und lange. so viele verbrechen und nicht einmal im knast gewesen. soviel sex und noch nie den orgasmus gehabt. zumindest keinen der bis zum nächsten morgen gereicht hat und beim aufstehen für ein lächeln gesorgt hätte. so viele küsse, an die ich mich als einziges überhaupt immer noch erinnern kann, jeden einzelnen. an die momente, waren sie im auto, am see, auf dem berg, im fahrstuhl, auf französisch, arabisch, tschechisch, träumend, spinnend, verletzend. und nichts davon bleibt. und ich bin alt. nicht messbar. nicht sichtbar. doch im inneren sind nicht nur die lungenflügel ergraut. in einem träge fließenden fluß aus zeit oder erfahrungsjagden oder tripschmeißen liegt ein stück schleifpapier, aufgespießt an einer gabel, die mit grashalmen umwickeln an einem zu tief hängenden ast festhält. abgerieben. wertlos.
man wird mich zwingen müssen. ich selbst kann dafür keinen grund erkennen wenn ich den blick aus meinem fenster werfe und mich in gedanken hinterher.
ist genuß auch kurz, so ist der wahr gelebt tiefer als anderes oberflächenrumgerolle. manchmal unterschreibe ich solch bitten an den einen herren all unserer fantasien. das etwas fehlt kann ich nicht verneinen. wem nicht. manchmal bin ich selbst solch einer, nicht verblendet in diesem moment, nur gerade eben ohne das vertrauen in die höhen. fällt halt etwas schwerer in einem loch sitzend. doch dazu haben wir ja auch schrift erfunden. die psychatrist einsamer. dont fuck with me, singe ich mir selbst vor und öffne tatsächlich die haustür wenn es klingelt. die besserung hat also einzug gehalten. muß ich mich nicht mehr entscheiden zwischen den schwachen möglichkeiten, die ich mir hier ausgesucht habe. fenster, auto, wanne, bett oder ein anderes land ohne hinweis auf meine identität. meine nichte ist wohlauf, wer braucht mich noch. und auch wenn es nicht davon abhängt gebraucht zu werden, es macht einfach immer wieder keinen spaß hier. zu oft. und mit dem spaß im rücken muß er immer kämpfen, weil keiner mehr spaß zu verstehen scheint, verstehen möchte. also langweile ich mich einfach ein bisschen selbst. tut mir leid für jeden, der es bis hierher im text geschafft hat…

[tonspur: "autobiographie einer heizung" von karf rellöm]

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