2010-03-29 12:48
der tag nach dem tag als ich mit alice schlief und julia immernoch ums haus schlich

es sind immer nur die dinge im kopf, nicht die dinge im außen. sich sorgen, ver-zweifeln, fingerscheiben schneiden. legen sie sich bitte auf das papier. und nicht bewegen. es wird jetzt etwas wehtun. ich sie auch. alt.
es gibt soviel zu verlieren, wenn wünsche in erfüllung gehen. julia zum beispiel. und julias zukünftige sprößlinge. die große wohnung würde dann leer sein. mehr platz für die staffelei. und leere flasche. freiraum in alten gefängnismauern. gut zum durchdrehen. gepeinigt vom eigenen geist. the haunted home. die alte inspirationsquelle. und platz für regen, der durch die löcher im dach fallen würde.
alice ist schon längst wieder gegangen. keine blicke in den rückspiegel mit ihr. wieder sehen? klar. zeitpunkt ungewiss. ohne verlangen. ohne sie in gedanken in der zwischenzeit. julia schleicht noch immer im hausflur auf und ab, gut sichbar durch den spion im fischaugenrealitätsverzerrer. wenn die tür sich allerdings öffnet, ist sie nicht mehr zu finden.
ich durchstreife die parks in der nähe. ich trage die einkäufe langsam nach hause. auf alten gemeinsamen wegen. ich spüre ihren schatten, wenn ich richtung westen gehe. ich sehe ihre augen im lilienbusch hinter unserem haus. ich höre ihre schritte auf dem dach wenn ich auf dem balkon rauche.
zweidimensionale welteneinbrüche. scheibenverschiebungen im multicolor-modus. keine ausfahrten an gefahrenstellen. immer geradeaus. immer recyceln. die gedanken. die lernstrategien. wiederholungen, scheinbar. das rauchen langsam aufgeben. schritt für schritt. neue wohnung. alte muster leichter erkennen. möglicherweise ändern.
alice sagt sie kann unter beobachtung nicht mit mir schlafen. wir trinken wein und reden. neben mir schlafen ist allerdings kein problem wenn der abend schwer und spät. ich schau durch ihre füße beim massieren. frage: was mache ich hier eigentlich? warte ich auf die alte einsicht? es kann nur einen geben? in jeder folge dieser daily soap...
julia ist immer da. gesehen habe ich sie jedoch schon lang nicht mehr. die fotos habe ich alle umgedreht. meine ernährung folgt jetzt auch wieder fleischlichen genüssen. manchmal finde ich ihre alten platten und dreh mir im 33er eine tüte dazu. dann kann ich sie verstehen und rufe ihre vom balkon aus liebesflüche zu. irgendwie geht es schon weiter.
ich strecke meine beine. bis zum bettrand. ich umarme das zweite kopfkissen um allein einschlafen zu können. die schreibmaschine schreibt kein a mehr. und der versuch darin kein zeichen zu sehen fällt schwer. neben mädchenbier und neuer tabaksorte ist mir nicht viel alltägliches geblieben zum erinnern. die fotos schreibe ich dem dachboden gut. und er gibt mir zinsen in staub. keine frage mehr worin das enden wird. ich weiß es und kann es nicht sehen. also?
ohne verkehrsbeschränkungen kann der kleine junge richtig gas geben. und frühlingsregen ist immer warm genug, nach wintern wie diesen.
alice hat ihr glücksempfinden erweitert, sagt sie. man sieht sich manches mal auf klassischen konzerten. und nickt mit leichtem lächeln.
julia warte auf mich im hyazintenbaum.
ich warte auf julia.

[tonspur: "#2 - keep right" von wunderwaldradio]

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