2010-05-05 12:58
liebesbrief an nadja schlüter aus bonn

lange tage habe ich in gedanken an dich verbracht, oh du unbekannte schöne. wie ich hörte wallt dein haar in zeitlupe bei jedem schritt und deine augen ziehen wohl jeden lichtpartikel in sich ein. ich habe es nur gehört, doch in solch deutlichen worten, dass mir, allein in meiner berliner einraumwohnung das herz vor sehnsucht überging.
was der zweck dieses briefes ist, kann ich selbst kaum fassen. vielleicht erreichen dich meine zeilen, vielleicht ist es nur ein "luftmachen" am überschwang der gefühle, seit ich von dir hörte. vielleicht ist es auch der tanz mit einer nicht-existenten prinzessin. dem trugbild eines anderen schreiberlings folgend eine obsession zu entwickeln oder poetisch tätig zu sein. vielleicht löschen diese zeile auch nur jede idee von dir in meinem kopf.
auch bin ich gefragt, mit einer situation klar zu werden, die so noch nie in meinem leben gewesen ist. wem schreibe ich diese zeilen? kann hören-sagen ausreichen für die innere verstimmtheit, die offensichtliche verliebtheit in unbekannte wesen, seither? die antworten erschließen sich mir nicht wie sonst üblich auf rationalem wege.
auch sind seit dem tag an dem ich von dir hörte und meinem freiwilligen zugeständnis ein solch verrücktes unterfangen anzugehen, so viele ungenutzte tage vergangen, dass selbst wenn alles wahr sei, die chance auf eine antwort zu diesem brief wohl äußerst gering. oder vielleicht ist es einfach nur ein morgendliches training in ausdruck & wortwahl. gleichzeitig erfüllt mich der wunsch, dir einst zu begegnen und zu wissen, das eine lawine dein herz überrollt hat nach der öffentlichen zurschaustellung deiner person ungeahnter existenz.
ich hörte, eines nachts im traum oder tv, die fülle deiner lippen würde ohnmachtsanfälle niemals vermuteten ausmaßes beim starken geschlecht auslösen. die länge deiner beine würde jedes professionelle model in den schatten stellen. ja, lachen würdest du über versuche wie diesen, da man(n) vor deinem haus bereits schlange steht.
und doch erscheint mir das alles nichtig. seiest du gar die kleinste, hässlichste person, der ich je begegnet bin, würde alle vorgebaute emotion bei einer begegnung dein bild wieder ins rechte licht rücken. zumal es sicher auch schon eine augenweide wäre, deine kleine stubsnase mit den sommersprossen sehen zu dürfen.
sicher, alles könnte ganz anders sein. selbst deine gesamte existenz, von der ich seit dieser nacht in bremen einen knoten in meinem hirn trage, könnte erdacht, erlogen, schöngemalt sein. und ich habe daraus wirkliche gefühle gemacht und mich wahrscheinlich hiermit zum affen. doch ich kann nicht anders. einen versuch muss ich wagen, bestraft mit nichtachtung oder öffentlicher demütigung. weil die ahnung deines strahlenden antlitz allein gereicht hat ein bild mit deinem namen einzubrennen in mein system.

nadja, wo immer, wer immer, wie immer du bist. laß mich dir mit meiner leisen poetischen stimme erzählen, was ich von dir hörte. und laß mich ein und deine schönheit verifizieren. dein mir beschriebener intellekt und charakter ungewöhnlichen ausmaßes und ungeahnter güte wird verstehen, weshalb ich so geschmälert in allem was mich vorher ausmachte bin. warum eine einzige begegnung uns beiden aufschluß über einen bereich der wirklichkeit geben kann, den wir bisher nicht anzufassen wagten.
keine erwartungen sollen dich zurückhalten, keine angst die entscheidung lähmen. es wird keine ungewollten angebote geben. und doch werden wir beide mit mehr aus einer solchen begegnung hervorgehen, als wir hineinstecken sollten.
und sei ich ein frosch, so bitte ich dich, gewähre einen besuch um mich zumindest persönlich an die wand verwerfen zu lassen. von deiner zarten hand mit den ungesehen schönen fingern einer violinistin.

hochachtungsvoll,
der morgenauswurf.


p.s. könnte wann immer du willst mit dem auto rüberkommen für einen kaffee, ein wochenende, eine nacht. laß es mich nur zeitig genug wissen, damit sich ein paar mitfahrgelegenheit finden. im portemonee sieht es wie traditionell bei einem autor recht mau aus. im moment.

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