2006-05-28 18:26
einfach anfangen!

ja! einfach anfangen, hatte ich mir gedacht. das hatte ich ja bei cameron so gelesen. und doch konnte ich es nicht für mich allein. "schreib jeden morgen drei seiten über irgend etwas auf, damit du frei bist von dem gedanken nicht gut genug darin sein zu können!" so einfach wie sie das sagte ging es nicht. solche sachen mußten vorbereitet werden. so sagte ich mir zumindest...
die schreibmaschine um die uhrzeit meiner aufstehenden handlung zu benutzen wäre nicht sehr freundlich meinen nachbarn gegenüber gewesen, weil die wände hier sehr dünn sind. und das standardprogramm auf dem computer ließ meine gedanken einfach nur schweigen. also suchte ich mir, damit ich nicht gleich mit dem eigentlich wichtigen anfangen konnte - ja, ich weiß darum wie ich mich selbst hereinlege -, eine möglichst schwierige und besonders zeitaufwendige vorbereitungsmaßnahme, und hielt mich mit der begründung eines weblogs zwei weitere tage davon ab mit dem prozess der befreiung aus meiner inzwischen unendlichlang erscheinenden schreibblockade zu beginnen.
immerhin, blogs haben den großen vorteil, daß auch wenn ich später mal bei freunden übernachte, ich mich nicht um meine morgendliche schreibaufgabe drücken kann, so wie ich es die letzten tage getan habe, schon seit monaten tue. theoretisch. da lohnt sich doch die lange suche nach der richtigen plattform, das lernen der templates und des css-codes, das rumgebastel bis das layout geschmackvoll einfach und doch anders als das aller anderen blogs aussieht. dann wird sogar noch mühevoll eine graphik gezaubert, statt sich um das zu kümmern was autor(inn)en ausmachen sollte. puh!!!

doch jetzt ist es soweit. ich bin zufrieden mit dem drumherum und kann loslegen, mache es bereits! die finger laufen geschwind über die tasten, obwohl ich kein 10-finger-system gelernt habe. „midival punditz“ begleitet sie dabei fast im takt und lockt damit die sonne zu uns herüber. und ich spüre auch schon die lust in mir - ohne den druck literarisch glanzvolles zu vollbringen - einfach mal gedanken rauszulassen. so zu schreiben wie es kommt. keine zu pläne machen, keine ideen zu sammeln, keine spannungsbögen zu bauen und konzepte zu gestalten, keine charaktere auszuarbeiten, nach keiner veröffentlichungsmöglichkeit ausschau zu halten oder gar den inhalt des textes von einer gegebenen beeinflußen zu lassen. keine diskussionen über logikfehler oder atmosphärische störungen. einfach nur schreiben. für mich. vielleicht vor dem speichern noch einmal drüberschauen, aber keine aufwendigen oder mehrfachen korrektursitzungen wie üblich einlegen.
doch müll soll nicht gleich müll sein! ich verspreche jetzt nichts, doch habe ich weder vor hier einen einfachen tagebuchersatz zu schaffen, noch das ganze projekt nur einem thema zu widmen. die inhalte, sowie die formen werden so vielfältig sein, wie ich es bin. meine erfahrungen waren auch nie alleinige autoren ohne meine phantasie, oder umgekehrt. es kann auch geschrieben werden, daß ich nicht zum ersten mal mit fließtexten an die öffentlichkeit trete und mich in vielen literarischen genres zu hause fühle, sodaß der zufällige besucher mit der zeit sicher für unterschiedliche interessen hier texte finden wird. schließlich ist „morgenauswurf“ ja nicht nur mein morgendlicher autorenmülleimer, sondern auch trainingsplatz um mich zu entwickeln und noch unbekannte welten zu bereisen. jeder ohne erwartungen ist eingeladen mich still zu begleiten.

doch wer ist dieses ich? wie man sieht habe ich alles gänzlich anonym gehalten und sogar keine kommentare erlaubt. bewusst. weil das ziel der übung ist, einfach die innere einstellung, ich würde gerade nichts ordentliches schreiben können, mit diesen drei pflichtseiten jeden morgen aus mir herauszuschreiben - nicht die suche nach tausend weiteren kommentatoren, fans, kritikern oder gar gegnern meiner texte - um danach frei davon die eigentliche arbeit angehen zu können. ohne die angst im nacken nur müll für den papierkorb zu produzieren, denn der wird ja dann hier zu lesen sein
wenn es entgegen den erwartungen (oder plänen) doch jemandem gefällt, was hier sein auge oder ohr trifft, und der/diejenige das bedürfnis nach kontakt nicht loslassen kann, findet diese(r) sicher einen weg zu mir. alle anderen mögen sich erfreuen an dem gefühl vor einem geheimnis zu sitzen. es zählt der text, nicht der autor! schließlich kennt man die wenigsten autor(inn)en über die kurzbiographie im klappentext hinaus. in kosmologischen ausmaßen spielt es so oder so keine rolle, wer hier schreibt. ist in jedem sinne und am ende doch alles eh das selbe. oder nicht?

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update: 2015-11-13 12:20 

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