2006-07-09 21:47
erklärungsbedarf?

verpflichtungen. der untergang für das kontinuierliche unserer sonst so zielstrebigen welt. man sagt und verstrickt sich, tiefer und bindet sich fester in seinen letzten strick. obschon die wunden klaffen und das rote wasser unseres lebens grindet als homostatische verbindung beider elemente – pflicht und ende.
und alles nur weil einem einst, ein alter freund, schon längst vergessen, auf umwegen – dem freund eines freundes – die telefonnummer der schönsten aller schulkammeradinnen besorgte, man selbst zu feige in seiner naiven pickeligkeit: ist das nicht ein freundschaftsdienst.
und so geht es weiter. andere telefonnummern, andere freunde und ebenso auch "freunde". rückfragen, kleine gefallen (vielleicht nur für die "familie" – auch ein entwurzelter und verdehnter begriff durch die hier und im weiteren beschriebenen gesellschaftsauswüchse), liebgemeinte hilfsangebote und schon ist man gefangen in einem netz, dessen klebrige fäden sich enger um den eigenen hals ziehen. so sehr man versucht, durch einfordern der verpflichtungen anderer einem selbst gegenüber, dem zu entkommen, desto so weniger kann man noch wirklich atmen. man kann dieses system nicht mit den eigenen waffen schlagen. welches system würde das auch zulassen?
also macht man weiter, dreht sich im kreis und dabei gleich hinab in der immer schneller werdenden spirale der gebremmstheit. und schlussendlich führt das alles – wie so vieles, dass ich hier so vor mir sehe – zu nichts. es geht immer weiter und am ende lebt man nur noch für diese eine erste verpflichtung durch die wirkungskette, die sich daran entwickelt hat. die verpflichtung – als vergesellschaftlichte und damit zum talent erhobene form von erpressung - verlangsamt den gang des gesamten seins auf erden. vollständig, mit der zeit. die verpflichtung lähmt die entwicklung, hemmt jegliches fortschreiten, jeden vorangang, egal in welche richtung er zielen mag – qualität und quantität schwinden dabei gleichermaßen, lassen nicht einmal die kühle leere der ratio zurück, der vielleicht einzigen chance eines neuanfangs in einer solchen situation.
doch die vollständigkeit erreicht sie nie ganz. gleich einer mathematischen funktion besonders exponierter form nähert sich dieser vorgang der übermäßigen entschleunigung – deren mäßige schwester wir sicher dringend benötigen, doch auch hier ist es wie mit den fliegenpilzen: die dosis unterscheidet erkenntnisrausch vom tod durch übelkeit – immer mehr an null an. alles wird immer langsamer. zuerst direkt betroffene (sozial-)system, später zieht es weitere kreise, umfasst schließlich ganze nationen und deren globale "bündnisse" und greift letztendlich aus resourcenmangel auch bisher gänzlich unabhängige eco-systeme, wie das der amazonas-indianer und am ende den planeten selbst an. und wenn wir es schaffen vor der so oft prophezeiten apokalypse, durch bemannte raumfahrt bruder mars oder den luftleeren raum an sich zu besiedeln, wird diese krankheit nicht mehr auf die zelle erde beschränkt bleiben. geschwürartige.
und so geht es weiter. immer langsamer, aber weiter. doch weil es nie ganz aufhört ändert daran auch niemand etwas, denn offensichtlich geht es ja noch weiter, noch weiter...
fremde rassen aus den tiefen des weltalls werden sich uns nicht mehr zeigen, für die sind wir trotz oberflächlichen geschwindigkeitswahns viel zu langsam in der entwicklung wirklich wichtiger, ja elementare qualitäten von leben. man wird vorbeifliegen oder einen schutzwall installieren um sich vor uns zu schützen. oder im – für uns – schlimmsten fall könnte man sich entscheiden, das geschwür zu entfernen, zur rettung des universum (from the scum of the earth).

deshalb hier die offizielle erklärung für die diskontinuität dieses projektes namens "morgenauswurf". nein, vielmehr ist es meine freischreibung von jeglicher weiterer verpflichtung. ich entziehe mich alten verpflichtungen – um lieber zu ent-täuschen als zu täuschen, wie ein freund einst den non-konservativen umgang mit seiner familie erklärte – und verweigere mich neuen. um zeit zu haben, dies hier schreiben zu können. doch sogleich wird dem leser klar werden: damit verpflichte ich mich zu gar nichts mehr. und der leere papierkorb der letzten wochen und die unregelmäßigkeit davor sind mir kein schlechtes gewissen. im gegenteil, bin ich doch des lesers desillusionist, der befreier sozusagen von falschen erwartungen. der retter des sonnensystems vielleicht, wenn dieser aufsatzt eine tatsächlich einmal weltumspannende revolution auslösen sollte – heute oder in 50 jahren.
auf jedenfall mache ich nicht mehr mit. alles langsamer werden lassen; gern, aber ohne verpflichtung, freiwillig, wenn sich jemand an die tatsächliche bedeutung dieses wortes erinnern sollte.

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update: 2015-11-13 12:20 

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